Alles gegeben und alles gewonnen

Bericht von Katja Hormann
Fotos von Peter Springmann und Markus Hörstermann 

Hildesheim – Zwei Jahre lang konnte das Kreisjugendorchester Hildesheim kein Jahreskonzert spielen, zu selten waren gemeinsame Proben möglich und zu groß war das Risiko, dass das Konzert zu einem Superspreader-Event wird. In diesem Jahr packten die jungen Musikerinnen und Musiker die sich bietende Gelegenheit beim Schopf: Am Vorabend des Volkstrauertages lud das 50-köpfige Jugendorchester wieder zu einem abwechslungsreichen Konzert in die Sporthalle des Goethegymnasiums ein. Rund zweieinhalb Stunden inklusive zwanzigminütiger Pause unterhielten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Zuschauenden, hier und dort hilfreiches Hintergrundwissen steuerten einige von ihnen in unterhaltsamen Moderationen bei.

Einmal mehr bewiesen die jungen Musizierenden, dass sie die gesamte Palette musikalischer Genres beherrschen, Rocksongs von den White Stripes oder Simon und Garfunkel genauso instrumental umsetzen können wie Popmusik von Camilla Cabello und auch die großen Klassiker von Henry Mancini, Edward Grieg oder Chuck Mangione nicht scheuen. Das alleine macht den Auftritt des altersmäßig bunt gemischten Orchesters jedoch nicht außergewöhnlich, ist jeder halbwegs gute Musikverein in der Lage, musikalische Werke verschiedener Gattungen auf die Bühne zu bringen. Es waren vielmehr die unterschiedlichen Facetten musikalischen Ausdrucks, mit denen das Kreisjugendorchester überzeugte: Lange musikalische Linien, kleine punktuelle Spitzen und ein Lautstärkeumfang von kaum hörbar bis nahezu ohrenbetäubend. Hier zeigte sich der Erfolg der musikalischen Arbeit, die der Klangkörper gemeinsam mit seinen beiden Dirigenten Sebastian Dortmund und Yannick Koppe in den vergangenen sieben Monaten geleistet hat.

Improvisationstalent bewiesen vor allem die Mitglieder des Schlagzeugregisters, die aufgrund eines Musikerausfalls vor einer ungeplanten Herausforderung standen, diese jedoch mit Bravour meisterten. Ohne Hinweis seitens der Musiker wäre es wohl kaum einem Zuschauenden aufgefallen, dass dort weniger Musizierende am Werk waren, als es noch bei der Generalprobe in Borsum vor einer Woche der Fall war. Auch die übrigen Register hatten krankheitsbedingt ein paar personelle Ausfälle zu verzeichnen. Davon ließen sich die Anwesenden jedoch nicht aufhalten, sondern gaben alles – mit Erfolg: Den 50 jungen Musikerinnen und Musikern gelang es, das Publikum mit ihrer Musik abzuholen, mit lang anhaltendem Beifall honoriertem die Zuhörenden die großartige Leistung. Einen Extra-Applaus erhielten die zahlreichen Solisten, die bewiesen, dass ein hohes Alter und viel Lebenserfahrung für außergewöhnliches Können nicht notwendig sind. Aufeinander zu hören, mit- und voneinander zu lernen und der Musik Leben einzuhauchen, sind vielmehr die Aspekte, die ein Konzert einzigartig machen. Lob gab es anschließend von vielen Seiten, Zuschauende und Musizierende waren sich einig: Wer dieses Konzert nicht besucht hatte, hatte wirklich etwas verpasst.