„Einen Mehrwert erzeugen“

Kreismusikverband richtet D-Lehrgänge aus – mit sehr gutem Ergebnis

Bericht von Katja Hormann

Nach einem Jahr Pause geht es in der Blasmusikszene des Landkreises wieder rund – der KMVH richtete 2022 wieder D-Lehrgänge aus. Bereits im letzten Herbst begannen die Vorbereitungen, damals bot der Verband interessierten Musikern Online-Gehörbildung (D1 bis D3) und Musiktheorie (D3) an, die gut angenommen wurden. Die erste offizielle Lehrgangsphase in der Michelsenschule fand am 22. und 23. Januar 2022 statt, Phase zwei folgte am 19. und 20. Februar. Den Abschluss bildeten die theoretischen und praktischen Prüfungen am 11. und 12. März. In diesem Jahr nahmen 30 Jugendliche am D1-Lehrgang teil, zehn am D2-Lehrgang und drei am D3-Lehrgang, das Durchschnittsalter bei den Jugendlichen lag bei knapp 15 Jahren.

D-Lehrgänge 2022

Erfahrene Musiker, die selber in Musikvereinen spielen und dort auch musikalische Führungspositionen innehaben, und Schulmusik-Studierende vermittelten die theoretischen Lehrgangsinhalte in kleinen Gruppen, die Praxis unterrichteten Berufsmusiker des Heeresmusikkorps Hannover nach Instrumenten aufgeteilt. Für die Theorie Musikstudenten ins Boot zu holen, sei naheliegend gewesen, befinde sich die Universität ja in unmittelbarer Nähe. Die Studierenden profitieren selbst auch von den Erfahrungen, die sie beim Lehrgang sammeln, da sie in ihrem späteren Berufsleben ebenfalls unterrichten werden. Die Musiker des Heeresmusikkorps seien zudem in der Lage, mithilfe professionellen Wissens und Erfahrungen im Musikbereich bei den jungen Musikern „ganz vorne anzusetzen“ und das Grundinteresse für Bläsermusik zu wecken und auszubauen, erklärt Sebastian Dortmund, Fachleiter Blasmusik, die Auswahl der Dozenten. In der Lehrgangsstufe D1 waren insgesamt acht Dozenten tätig, im D2-Bereich vier Dozenten und die D3-Inhalte vermittelten drei Dozenten.

Dozenten/innen

Das Ergebnis der engagierten Vorbereitungen kann sich durchaus sehen lassen: Alle, die zu den theoretischen und praktischen Prüfungen angetreten sind, haben bestanden – 23 davon mit dem Prädikat „sehr gut“ (100 bis 91 Punkte), 15 mit „gutem“ Erfolg (90,5 bis 76 Punkte) und drei mit Erfolg (75,5 bis 60 Punkte). Somit haben mehr als 57 Prozent der Teilnehmenden den Lehrgang mit dem höchsten Prädikat abgeschlossen, in der Lehrgangsphase 2020 waren es etwas weniger als die Hälfte der Teilnehmenden. Stephan Oefler, Landesprüfer aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont, und Dirk Klein nahmen die praktische Prüfung der Lehrgangsstufen D1 und D2 ab, Landesmusikdirektor Hans-Bernd Lorenz und Sandra Ritschel prüften die Lehrgangsstufen D1, D2 und D3. Die praktischen Prüfungen nahmen den gesamten Sonnabend in Anspruch, begonnen um 9.30 Uhr und beendet mit Verkündung des letzten Ergebnisses um 17 Uhr.

Prüfer/innen

Sebastian Dortmund zeigt sich sehr stolz und froh über die „sehr stimmigen Ergebnisse“. Sie spiegeln wider, dass sich innerhalb der Vereine in den letzten Jahren vieles verändert habe, bemerkt er. Die musikalische Ausbildung der jungen Mitglieder scheine mittlerweile einen größeren Stellenwert zu haben. Die Jugendlichen kamen besser vorbereitet zum Lehrgang als noch vor einigen Jahren. Viele Musikvereine hätten Musiktheorie mittlerweile als elementaren Bestandteil in ihr Ausbildungskonzept aufgenommen oder bereiten ihre Jungmusiker zumindest projektbezogen vor. „Es wird etwas gemacht“, die Vereine sehen die D-Lehrgänge nicht mehr als komfortable Serviceleistung, mit der der KMVH ihnen die Ausbildungsarbeit abnimmt. Die Lehrgänge bilden vielmehr einen Baustein des eigenen,  vereinsinternen Ausbildungsplans.

Praxisunterricht Schlagwerk

Ziel der Lehrgänge ist nicht primär, das Leistungsabzeichen zu erhalten, das ans Revers der Uniform gesteckt werden kann. Vielmehr geht es dabei um eine nachhaltige Aus- und Weiterbildung der teils noch jungen Musiker. Nach jeder Lehrgangsphase füllen die Dozenten für jeden der Teilnehmer einen Feedback-Bogen aus, dessen Ergebnisse an die Vereine übermittelt werden. So können sie während des Lehrgangs mitverfolgen, welche Fortschritte ihre Mitglieder vor Ort machen und ihrerseits bei Bedarf unterstützen. „Wir möchten einen Mehrwert erzeugen“, betont Dortmund. Im Praxisunterricht lernten die Schüler, sich intensiv mit Stücken auseinander zu setzen – das helfe ihnen später in den Proben des eigenen Vereins, wenn dort neue, unbekannte Stücke aufgelegt werden. Was die Jugendlichen gelernt haben, können sie also in ihre Vereine zurücktragen, wodurch deren Niveau erhalten und langfristig auch ausgebaut werden kann.

Praxisunterricht Saxophon

Die Nadeln und Ausweise werden den Absolventen zu einem späteren Zeitpunkt übergeben, ein gemeinsames Abschlusskonzert gab es in diesem Jahr aus aktuellem Anlass nicht. Bei der Gestaltung des Lehrgangs habe man darauf geachtet, Kontakte zu reduzieren und die Teilnehmenden in kohortenähnlichen Gruppen zu unterrichten. Da wäre ein gemeinsames Abschlusskonzert mit Eltern, Freunden und Vereinskollegen, bei dem die Kohorten durchmischt werden, kontraproduktiv gewesen, findet Dortmund. Deshalb habe man sich entschlossen, im Nachhinein als Einzelperson die Vereine zu besuchen und die Lehrgangsabsolventen noch einmal persönlich zu beglückwünschen.

Praxisunterricht Flöten
Kategorien: Weiterbildung