Bläserphilharmonie Hildesheim begeistert mit zweistündigem Konzert in der Mehrzweckhalle des Goethegymnasiums

„Mehr Stühle!“. Berühmte letzte Worte sind das nicht. Vielmehr war die Mehrzweckhalle des Goethegymnasiums anlässlich des Abschlusskonzerts mit der Bläserphilharmonie Hildesheim bis über den letzten Platz hinaus gefüllt. Also musste nachbestuhlt werden.

Cowboys, Karussells und viel Power mit scharfen Rhythmen stehen auf dem Programm aus Filmmusik und Konzertwerken. 67 semiprofessionelle Musiker aller Altersklassen aus dem gesamten Kreis Hildesheim, darunter auch Preisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“, haben in einer intensiven Probenphase im Januar das Programm des diesjährigen Projekts genau studiert. Die Bläserphilharmonie Hildesheim, die aus dem Kreisverbandsorchester Hildesheim hervorging, trägt seit 2018 den neuen Namen.

Im ersten Werk des Konzerts, im Medley „The Cowboys“ von John Williams (Arrangement: James Curnow), gibt es zwar in den leisen Passagen des Mittelteils noch Intonationsprobleme. Doch das schmeißt niemanden aus dem Sattel.

Dafür sorgt auch das packende Dirigat des TfN-Chordirektors und Kapellmeisters Achim Falkenhausen, der dieses Jahr für das Projekt gewonnen werden konnte. Der Wilde Westen lebt und bebt in dieser aufgeladenen Interpretation. Ein rhythmisch scharfer Auftakt und Kopfkino pur.

Moderiert wird das Konzert vom Dirigenten und von Musikern der Bläserphilharmonie. Dabei erfährt man unter anderem, dass Schlagzeuger Sebastian Opitz schon immer „einmal Lokomotive sein wollte“. Wo geht das besser als in Philip Sparkes „Orient Express“? Nicht nur der Schlagzeuger, sondern auch die übrigen Musiker setzen diesen Zug präzise langsam, aber sicher in Gang.

Hier rollen die Töne nach dem alles entscheidenden Schaffnerpfiff mächtig stark von London nach Venedig. Sehr gut aufeinander eingestimmt und rhythmisch präzise zeigt sich auch in diesem Werk, wofür das Projekt steht: für hohe Qualität, Spaß am gemeinsamen Spiel und disziplinierte Probenarbeit.

Besonders eindrucksvoll gelingen Alfred Reeds „Armenian Dances“ (Part 1). Die Musiker begreifen förmlich die emotionale Breite der vierteiligen Suite. Zwischen Melancholie und unbeschwerten Tanzrhythmen setzen sie ein ganzes Notenmeer in Bewegung. Die winzigen Schrittchen des Rebhuhns im Stück „Gakavi Yerk“ gehen die Musiker genau mit.

Doch auch das Lachen des Satzes „Gna, Gna“ überträgt das Orchester locker auf die Instrumente. Dieser anspruchsvolle Klassiker sinfonischer Blasmusik klingt, als musizierten die Künstler ständig miteinander.

Auch in Philip Sparkes „Merry-Go-Round“ spielen sich die Musiker gekonnt die Bälle zu. Die einzelnen Instrumentengruppen treten so einhellig und humorvoll in den Vordergrund, dass man nur staunen kann. Besonders die quirlige Hauptthemavariante, die von den drei Tubisten Christian Aloe, Markus Nettelrodt und Jürgen Rudolf mit links das Karussell immer schwindelerregender werden lässt, begeistert.

Das beachtliche zweistündige Konzert endet mit dem Jazz-Song „Sing, sing, sing“, ein Ohrwurm, den einige pfeifend mit auf den Heimweg nehmen.

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